Gestern (22.10.) in Bestensee. Ein aufmerksames, liebes Volkssolidarität-Publikum, das sich über jeden Gag freute, durchgehend Familien-Stimmung.
Inzwischen mache ich diese Lese-TV-Shows schon ein Jahr und ich bin nicht mehr überrascht, dass diese Mischung aus Lesung und TV-Ausschnitte eben super funktioniert. Auch an die Begeisterung während der Show und anschließenden Komplimente gewöhnt man sich. Klar, ich bin dankbar, man will mich noch. Aber irgendwie wird es Routine.
Nach zwei Stunden Show: Zufrieden und glücklich. (Andrea wird immer besser mit der Aussteuerung des Tons.) Autogramme, Bücherverkauf – eben das Übliche. Ein paar Leute quatschen noch ein bisschen, blieben im Saal. Da ich vorher und danach Roadie bin, eilte ich, um möglichst schnell das Equipment einzupacken. Dauert ja auch fast eine Stunde. Und in diesem Moment passierte etwas Überraschendes.
Eine ältere Dame kam zaghaft auf mich zu. Strahlte mich an, nannte ihren Namen und ihr Alter. 91 Jahre. Dann ergriff sie meine Hand und sagte: „Lieber Herr Küster, Sie glauben gar nicht, welch große Freude Sie mir gemacht haben.“ Gerade wollte ich mit einer der üblichen Floskeln antworten, als ich in ihrem Gesicht eine solch freudige Rührung sah, bei der sich jede routinierte Danksagung verbot. Ich spürte, irgendetwas Schlimmes bedrückte sie. Ich traute mich nicht zu fragen. War es der Verlust eines lieben Menschen oder eine schwere Krankheit, die meine Unterhaltung für sie so wichtigmachte? „Ihre Geschichten haben mir das Herz gewärmt und ich habe lange nicht mehr so viel gelacht.“ Jetzt wurde ICH gerührt. Wortlos nahm ich sie in den Arm und drückte sie. „Danke!“
Das ist das Herrliche an meinem Job. Vieles ist Routine, ja, aber es geschieht auch immer wieder etwas, auf das man nicht gefasst ist.
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