O der Herr will mich prüfen! Gestern zweite Lesung in Guben (Alte Färberei) gehabt. Unfall auf der A12, Stau, eine Stunde für 10km! Mein Freund und Techniker Tomy immer noch krank. Aufbau allein. Doch es kommt noch dicker. Mein Auftritt beim KulturLesefest in Guben sollte - wie für alle Autoren - 1 Stunde betragen. 19.00 Uhr bis 20.00 Uhr. Tja, der Aufbau meiner Technik benötigt nun mal 30 Minuten. Das wird knapp, wenn der Vorgänger die Bühne um 18.55 Uhr frei macht. Gut 80 Zuschauer sahen mir gezwungenermaßen nun beim Beamer und Licht einrichten, Kabel verlegen, wie Soundcheck zu. 5 Minuten wird das gern beobachtet, dann aber ist das Publikum genervt. Also muss der Techniker-Entertainer ran. "Beppos Aufbau-Show". Publikum einbeziehen. Fragt mich nicht, was ich da eigentlich erzählt habe, mit Technik-Aufbau zu unterhalten, ist nicht meine Kern-Kompetenz. Aber was soll ich sagen. Jeder Künstler kennt das beglückende Gefühl, wenn Protagonist und Zuschauer in kurzer Zeit zu einer Familie verschmelzen. So war's gestern. Nicht nur Toleranz und Verständnis für die Widrigkeiten, sondern es entstand eine Verbundenheit. Um 19.30 Uhr Technik spielbereit, ich fertig. Etwas verspannt nach Stau und Show. Doch dann: O der Herr liebt mich doch! "Herr Küster, erinnern Sie sich noch an mich? Ich war die Stoma-Schwester bei Ihrem Cottbusser Zahnarzt in Gallinchen." "Ähm ..." "Ich seh schon, Sie brauchen dringend eine Massage ..." (Beweisfoto) Und medizinisch therapiert ging die Lesung los. So viele Lacher, so viel Aufmerksamkeit, so eine Wahnsinnsstimmung. Ich war von diesem Publikum begeistert wie selten. Um 21.00 Uhr war die "Ein-Stunden-Lesung" vorbei. 20 Minuten Zugabe - dass es das bei einer Lesung überhaupt geben kann? Danke Guben.
1 KOMMENTAR
Kerstinam 29.10.2024
Wie jetzt, die erste halbe Stunde "gehörte" gar nicht zur Veranstaltung? Das war ganz routiniert die Einbindung einer kleinen "Panne" in die geplante Vorstellung. Und wer von uns "normalen" Zuschauern hat sonst schon mal Gelegenheit zu erleben, welche technischen Vorbereitungen so eine Veranstaltung erfordert! Genau dieses Besondere wird uns viel länger an diesen Abend erinnern lassen, als es eine "aalglatte" Aufführung vermutlich könnte. Ein sehr schöner und kurzweiliger Querschnitt durch Beppos Künstlerleben, verbunden mit interessanten Einblicken in seine persönliche Entwicklung (ich sag nur: Makkaroni-Zeltplatz-Rezept). Die kleine Stadt Guben mit nur rund 16.000 Einwohnern hat mit diesem ersten KulturLeseFest (an 3 Tagen an mehreren Orten gleichzeitig ganz verschiedene kulturelle Angebote) was richtig Großes auf die Beine gestellt. Da ging ganz sicher auch anderes nicht ganz so "glatt".
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